1. Förderperiode


Alonso Barrantes-Freer hat 2007 sein Medizinstudium an der Universität von Costa Rica beendet, bevor er im Jahr 2008 im Rahmen der International Max Planck Rese-arch School Neurosciences nach Göttingen kam. 2012 schloss er seine Promotion zum Dr. rer. nat. am Max Planck Institut für Experimentelle Medizin bei Prof. Dr. Walter Stühmer und Prof. Dr. Luis Pardo ab. Im selben Jahr begann er seine Weiterbildung am Institut für Neuropathologie der Universitätsmedizin Göttingen, wo er zu entzündlichen entmarkenden Erkrankungen forscht.

Seine Forschungsinteressen konzentrieren sich auf Mechanismen der neuroaxonalen Pathologie sowie der frühen Remyelinisierung bei entzündlich entmarkenden Erkrankungen, insbesondere der multiplen Sklerose (MS). MS stellt die häufigste Ursache nicht-traumatischer neurologischer Behinderung bei jungen Erwachsenen dar und ist durch akute Schübe entzündlicher Aktivität im zentralen Nervensystem sowie chronische Neurodegeneration mit progressiver klinischer Verschlechterung charakterisiert. Es wird davon ausgegangen, dass die Mechanismen der neuroaxonalen Pathologie der akuten Schübe und der progressiven Erkrankung von zum Teil unterschiedlichen zellulären und humoralen Mediatoren ausgelöst werden. Chronische neuroaxonale Degeneration wurde teilweise mit synaptischer Pathologie in Verbindung gebracht, während akute axonale Schädigung teilweise durch eine gestörte frühe Remyelinisie-rung erklärt werden könnte.

Im Rahmen des Projekts werden neue massenspektrometrische datenunabhängige Aufnahmemethoden (DIA) eingesetzt, welche das Potential zur Identifizierung und Quantifizierung aller Proteine haben, einschließlich solcher, die nur in geringer Konzentration vorhanden sind. Damit soll erreicht werden, dass neue Signalwege der frühen Remyelinisierung und synaptischen Pathologie bei MS und in Tiermodellen für Demyelinisierung identifiziert werden.

Philipp Bengel studierte zwischen 2009 und 2015 an der Medizinischen Universität Graz und ist seit Juli 2015 als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistenzarzt in der Klinik für Kardiologie und Pneumologie an der Universitätsmedizin Göttingen tätig. Aktuell befindet er sich in der Weiterbildung zum Facharzt Innere Medizin und Kardiologie.

Schon während des Studiums in Graz galt sein wissenschaftliches Interesse der Erforschung der zugrundeliegenden Mechanismen in der Herzinsuffizienz, sodass er unter Anleitung von Prof. Frank Heinzel erste Forschungserfahrung auf diesem Ge-biet sammelte.
            
Etwa die Hälfte der Patienten mit Herzinsuffizienz verstirbt an Arrhythmien, sowie dem plötzlichen Herztod. Aktuell stehen zur Therapie dieser Arrhythmien jedoch kaum wirksame Medikamente zur Verfügung. Es ist bereits bekannt, dass das elekt-rische Remodeling in der Herzinsuffizienz eng mit einer gestörten Natrium- und Kalziumhomöostase verbunden ist. Ergebnisse aus der Göttinger Forschungsgruppe um Prof. Samuel Sossalla haben gezeigt, dass hierbei eine pathologische Erhöhung des späten Natriumstroms in der Herzinsuffizienz ein mögliches therapeutisches Ziel sein könnte.

Im aktuellen Projekt wird die Bedeutung des Natriumkanals NaV1.8 für die Entstehung des späten Natriumstroms und in der Folge die Möglichkeit einer gezielten Hemmung als antiarrhythmische Therapie genauer erforscht. Hierfür werden einer-seits humane Gewebeproben von Herzinsuffizienzpatienten untersucht. Andererseits stehen verschiedene Mausmodelle zur weiteren Evaluation neuer medikamentöser Therapieansätze zur Verfügung.


Alexander Böcker beendete 2013 das Studium der Humanmedizin an der Universität Würzburg und ist seit 2014 als Assistenzarzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Klinik für Neurologie in Göttingen tätig. Er befindet sich in der Weiterbildung zum Facharzt für Neurologie.

Sein wissenschaftliches Interesse gilt den Pathomechanismen der axonalen Degene-ration. Diese spielen sowohl im Rahmen der akuten Schädigung von Axonen bei traumatischen Nervenverletzungen als auch bei chronisch-degenerativen Neuropathien eine zentrale Rolle. In beiden Fällen ist axonale Degeneration in der frühen Phase der Krankheitsentstehung beteiligt. Durch therapeutische Interventionen be-steht damit die Möglichkeit, bereits initiale Schritte der Pathogenese zu hemmen und ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.

Allerdings sind molekulare Mechanismen und damit mögliche therapeutische Ansatz-punkte der axonalen Degeneration bislang nur in Grundzügen bekannt. Im vorgestellten Projekt sollen insbesondere Bedeutung und Mechanismen der Autophagie im Rahmen der axonalen Degeneration näher charakterisiert werden. Zur Untersuchung der dynamischen Aspekte der Autophagie (z.B. zeitliche und örtliche Regulation der Biogenese und Reifung von Autophagosomen in Nervenzellen) mittels in-vitro Live-Imaging besteht hierbei eine Kooperation mit dem Labor von Erika Holzbaur (University of Pennsylvania).


Philipp Heßmann hat von 2005 bis 2012 an der Philipps-Universität Marburg Medizin studiert und seine Promotion zum Thema „Krankheitskosten und gesundheitsbezo-gene Lebensqualität bei Patienten mit Demenz vom Alzheimer-Typ“ Ende 2012 ab-geschlossen. Von 2014 bis 2016 hat Herr Heßmann ein Zusatzstudium zum Master of Science in Public Health an der Medizinischen Hochschule Hannover absolviert. Er befindet sich seit Oktober 2012 in der Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und ist seit 2016 als Assistenzarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen tätig.

Sein wissenschaftliches Interesse gilt der Versorgungsforschung bei psychiatrisch-neurologischen Krankheitsbildern. Dabei beschäftigt er sich mit der Bestimmung von Prädiktoren der Inanspruchnahme anhand versorgungsepidemiologischer Methoden und mit der Frage ob diagnostische und therapeutische Leitlinienempfehlungen in der alltäglichen Patientenversorgung umgesetzt werden. Dadurch sollen Erkenntnisse zu einer möglichen Unter-, Über- oder Fehlversorgung bestimmter Patientengruppen gewonnen werden.

Im Rahmen des Projekts soll anhand von Routinedaten der Gesetzlichen Krankenversicherung geprüft werden, ob die Diagnostik bei Patienten mit der Erstdiagnose einer Demenz leitlinienkonform erfolgt und durch bestimmte soziodemographische und klinische Parameter beeinflusst wird. Zudem soll analysiert werden, ob Unter-schiede in der diagnostischen Leitlinienkonformität Einfluss auf die Konsistenz der Erstdiagnose im Langzeitverlauf haben.
Die Forschungsrotation wird er am Center for Health Economics Research Hannover (CHERH) und am Institute of Health Policy and Management der Erasmus-Universität in Rotterdam verbringen. Das CHERH ist auf die Analyse von Versor-gungsstrukturen anhand von Routinedaten im Gesundheitswesen spezialisiert. Ein wissenschaftlicher Schwerpunkt am Institute of Health Policy and Management in Rotterdam stellen Evaluationen zur Effektivität und Qualität gesundheitlicher Versorgung sowie zur Implementierung von Leitlinienempfehlungen in den Versorgungsalltag dar.

 


Matthias Kettwig studierte Humanmedizin an der Georg-August-Universität Göttingen und wurde während des Studiums als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes gefördert. Im Rahmen seiner Promotion in der Abteilung Biochemie II be-schäftigte er sich mit der molekularen und funktionellen Charakterisierung eines neu entdeckten Mannose-6-Phosphat-haltigen lysosomalen Matrixproteins.

Nach der Approbation 2011 begann er seine ärztliche Tätigkeit in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Göttingen. Die Weiterbildung zum Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin schloss er im Juli 2016 erfolgreich ab und befindet sich jetzt in der Schwerpunktausbildung Neuropädiatrie. Seit dem Eintritt in die Klinik arbeitet er zudem im Stoffwechsellabor der Kinderklinik und ist dort u.a. für die Erstellung von enzymatischen und molekulargenetischen Befunden verantwortlich.

Sein wissenschaftliches Interesse gilt den genetischen Leukodystrophien, welche die größte Krankheitsgruppe der kindlichen neurodegenerativen Erkrankungen (kindliche Demenzen) darstellt. Dabei liegt sein Fokus in der Erforschung des immunologischen Anteils am Pathomechanismus dieser Erkrankungen.

Im Rahmen dieses Projektes soll der immunologische Phänotyp einzelner genetischer Leukodystrophien im Tiermodell identifiziert werden und ein individueller zielge-richteter Behandlungsversuch mit zugelassen Medikamente (sogenannten „Biologicals“) erfolgen. Für dieses Projekt bestehen Kooperationen mit dem Institut für Neuropathologie (Prof. Dr. med. Wolfgang Brück) sowie dem Institut für Neuroimmunologie und Multiple-Sklerose Forschung (Prof. Dr. med. Alexander Flügel).


Ilko Maier beendete 2012 sein Humanmedizinstudium an der Georg-August-Universität Göttingen und ist seit 2013 als Assistenzarzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Klinik für Neurologie der Universitätsmedizin Göttingen tätig. Er befindet sich in der Weiterbildung zum Facharzt für Neurologie.

Sein wissenschaftliches Interesse gilt der klinischen Schlaganfallforschung. Der ischämische Schlaganfall ist eine der häufigsten Erkrankungen weltweit und macht bei den betroffenen Patienten eine genaue ätiologische Abklärung erforderlich. Hierbei werden knapp 25% der Schlaganfälle durch Verschlussprozesse hirnversorgender Arterien verursacht. Die real time phase-contrast Magnetresonanztomographie stellt einen neuen diagnostischen Ansatz dar, mit welchem Blutflüsse hirnversorgender Gefäße qualitativ und quantitativ mit einer hohen räumlichen und zeitlichen Auflösung dargestellt werden können. Die Entwicklung dieser neuen bildgebenden Technik wur-de maßgeblich von der Forschungsgruppe um Herrn Prof. Jens Frahm (Biomedizinische NMR Forschungs GmbH) am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie entwickelt und findet derzeit Anwendung bei verschiedenen klinischen Fragestellungen.

Ziel des Forschungsprojektes ist die klinische Etablierung dieses innovativen bildgebenden Verfahrens, welches zunächst mit neurosonographischen Messverfahren verglichen und schließlich bei anderen Schlaganfallsubgruppen und neurologischen Krankheitsbildern Anwendung finden soll.


Eva Johanna Schäfer beendete 2014 ihr Medizinstudium an der Universität Freiburg und ist seitdem als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Assistenzärztin in der Abteilung für Hämatologie und Medizinische Onkologie in Göttingen tätig.

Ihr wissenschaftliches Interesse gilt den genetischen und molekularen Grundlagen der akuten myeloischen Leukämie (AML), welche die häufigste akute Leukämie bei Erwachsenen darstellt und durch eine große genetische Heterogenität und Komplexi-tät gekennzeichnet ist. Mutationen in der BCOR-Untereinheit des Polycomb Repres-sive Komplexes 1 (PRC1), der durch Histonmodifikationen an epigenetischen Regulationswegen beteiligt ist, kommen insbesondere bei älteren Patienten über 65 Jah-ren vor und sind mit einer ungünstigen Prognose assoziiert. Trotz zunehmender molekularer Identifizierung wichtiger Driver-Mutationen bei AML-Patienten sind viele der zugrundeliegenden pathogenetischen Mechanismen nicht geklärt.

Dieses Forschungsprojekt hat daher zum Ziel die Auswirkungen von BCOR-Mutationen auf die Stabilität und Funktionalität des PRC1-Komplexes in AML-Zellen zu untersuchen. Durch Histon-Massenspektrometrie und Chromatin-Immunpräzipitation-DNA-Sequenzierung (ChIP-Seq) soll zudem die Bedeutung BCOR-abhängiger epigenetischer Dysregulationen für die Krankheitsentstehung und Therapieresistenz dieser Hochrisiko-Patientengruppe näher analysiert werden.

Für dieses Projekt besteht eine Kooperation mit Dr. Coleman Lindsley am Dana-Farber-Cancer-Institut in Boston, USA.